Senioren-WG: Vorteile, Voraussetzungen und Gründung

Eine Wohngemeinschaft, kurz WG, ist längst nicht mehr nur bei Studierenden beliebt. Auch Senior:innen entdecken immer häufiger die WG als Wohnform im Alter, die so genannte Senioren-WGs.

Wohnen mehrere Menschen unter einem Dach, hat das viele Vorteile. Direkt vor Ort gibt es soziale Kontakte. Außerdem können WG-Bewohner:innen Kosten bei der Miete und bei der gemeinsamen Organisation der Pflege sparen.

Das Wichtigste in Kürze

  • die Senioren-WG eignet sich vor allem für gesellige und kompromissbereite Menschen.
  • eine Wohngemeinschaft kann unterschiedlich ausgerichtet sein, was die Intensität des Zusammenlebens angeht.
  • mit einer WG gelingt eine gegenseitige Unterstützung im Alltag und eine kostensparende gemeinschaftlich organisierte Pflege.
  • Interessierte können selbst eine Senioren-WG gründen oder sich in eine bestehende Wohngemeinschaft einmieten.

Was ist eine Senioren-WG? – Definition

Die Senioren-WG funktioniert nach dem gleichen Prinzip wie eine klassische Wohngemeinschaft für Studierende. Neben einem Privatbereich – dem eigenen Zimmer oder auch einer abgeschlossenen Appartement-Wohnung – gibt es Gemeinschaftsräume, die sich alle Bewohner:innen teilen.

Anders als im Betreuten Wohnen oder dem Pflegeheim steht der Pflegebedarf dabei nicht im Vordergrund beziehungsweise ist nicht zwingender Bestandteil des Konzeptes. Allerdings werden Pflegeangebote häufig gemeinschaftlich organisiert und in Anspruch genommen.

Vieles in der Senioren-WG ist Verhandlungssache. So gibt es beispielsweise keine klar definierten Grenzen, was das Alter oder die Ausstattung angeht. Schon beim Einrichten und der späteren Nutzung der gemeinschaftlichen Räumlichkeiten wie dem Waschraum stellen Bewohner:innen ein gemeinsames Regelwerk auf.

 

Wohngemeinschaften für Senioren: Formen im Überblick

Das Zusammenleben in einer Wohngemeinschaft kann unterschiedlich aussehen. Gut so, denn Menschen haben mit Blick auf die Privatsphäre verschiedene Vorstellungen.

  • Klassische Wohngemeinschaft: Hier teilen sich mehrere Personen eine Wohnung und damit auch das Bad und die Küche. Obwohl das eigene Zimmer als Rückzugsort dient, können sich manche Menschen in ihrer Privatsphäre eingeschränkt fühlen. Bei dieser Wohnform sind eine klare Aufgabenverteilung und ein besonderes Maß an Kompromissbereitschaft entscheidend.
  • Hausgemeinschaft: In einer Hausgemeinschaft leben alle Bewohner: innen in einer eigenen Wohneinheit und teilen sich bestimmte Räume wie ein Fernsehzimmer oder einen Waschraum. Den Wunsch nach Privatsphäre voll ausleben und trotzdem sozial eingebunden sein – genau das ist mit der Hausgemeinschaft möglich.
  • Trägergestützte WG: Private Anbieter oder Wohlfahrtsverbände können diese Form des Zusammenlebens organisieren. Für ein besonderes Sicherheitsgefühl sorgen die Anbindung an eine Pflegeeinrichtung und ein umfangreiches Pflegeangebot. Ihre Entscheidungsfreiheit kann jedoch ein Stück weit eingeschränkt sein. So entscheidet der Träger meistens über die Auswahl Ihrer Mitbewohner:innen.

Gut zu wissen!

Es gibt auch speziell ausgerichtete Wohngemeinschaften, die sich beispielsweise an Personen mit Demenz oder mit einem Zustand nach Schlaganfall richten.

Senioren-WG: Vor- und Nachteile

Auf überschaubarem Raum zusammenzuleben, das hat sowohl Vorteile als auch Nachteile. Wenn Sie sich dazu entschließen, in eine Senioren-WG einzuziehen, geben Sie häufig ein Stück Privatsphäre auf, erhalten dafür aber eine soziale Anbindung. Im direkten Vergleich überwiegen die Vorteile – insbesondere die gemeinsame Alltagsbewältigung und die gemeinsame Inanspruchnahme von Pflegeangeboten kommen Menschen mit einem Pflegegrad zugute.

VorteileNachteile
  • Bewahren der Selbstständigkeit
  • geringere Mietkosten
  • Unterstützung in der Nähe
  • soziale Anbindung
  • gemeinsame Organisation der Pflege
  • Teilen der Hausarbeit
  • gemeinsame Ressourcennutzung
  • hohe Kosten privater Pflegedienste
  • Konfliktpotenzial mit Mitbewohner*innen
  • eingeschränkte Entfaltung

Senioren-WG: Voraussetzungen der Bewohner:innen

Feste Voraussetzungen gibt es bei der WG für Senioren nicht. Sie müssen also weder ein bestimmtes Alter mitbringen noch über gewisse finanzielle Rücklagen verfügen. Wichtig ist natürlich, dass Sie die anstehende Miete inkl. Nebenkosten und die Mittel für eventuell anfallende Pflegeleistungen aufbringen können.

Wer in eine bereits bestehende Wohngemeinschaft einziehen darf, entscheiden in der Regel die in der WG lebenden Menschen oder die verantwortlichen Träger. Insbesondere, wenn es sich um eine klassische Wohngemeinschaft handelt, ist die Sympathie ein wichtiger Faktor.

Kompromisse eingehen, Lösungen finden und sich einigen – genau das ist bei einer Wohngemeinschaft sehr wichtig.

Ideal ist eine Senioren-WG damit für Menschen, die

  • gesellig sind und Gemeinschaft bevorzugen
  • kompromissbereit sind
  • kommunikativ und flexibel sind
  • ihre Interessen gerne teilen

Schritt-für-Schritt-Anleitung: Wie gründet man eine Senioren-WG?

Die maximale Gestaltungsmöglichkeit haben Sie, wenn Sie eine eigene Senioren-WG gründen. Der Planungs- und Organisationsaufwand ist hier zwar vergleichsweise hoch, jedoch gibt es nur wenige Kompromisse.

Schritt 1: Die Suche nach Mitbewohner:innen

Im Prinzip kann jede interessierte Person eine eigene Senioren-WG gründen und sich potenzielle Mitbewohner:innen suchen. Das gelingt auf eigene Faust durch Inserate in der Zeitung oder im Internet. Möglicherweise gibt es auch interessierte Freund:innen oder Verwandte.

Bei der Wahl der neuen Mitbewohner:innen ist es hilfreich, wenn es einige gemeinsame Interessen gibt und man sich auch auf der persönlichen Ebene gut versteht. Das zu beurteilen, ist bei fremden Menschen nicht immer einfach – hier bieten sich mehrere Kennenlerntermine und ein Fragebogen an, der die wichtigsten Vorstellungen (gemeinsame Aktivitäten, Pflegebedarf, Unterstützungsangebote usw.) abfragt.

Schritt 2: Ein geeignetes Wohnobjekt finden

Zur Gründung einer Senioren-WG braucht es ein passendes Wohnobjekt. Das kann ein Haus mit separaten Wohneinheiten oder eine Wohnung sein, die ausreichend Privatsphäre, aber auch großzügige Gemeinschaftsflächen bereithält.

Am besten überprüfen Sie, welche Einkaufsmöglichkeiten und kulturellen Angebote es in der Nähe gibt. Auch die Verkehrsanbindung ist entscheidend. Bitte beachten Sie: Das Wohnobjekt sollte für Sie aber auch für künftige Bewohner:innen attraktiv sein.

Neben Bestandsobjekten kommt auch ein Neubau infrage. Das ehrgeizige Ziel kann mithilfe einer Bauherrengemeinschaft (GbR) umgesetzt werden. Ein wesentlicher Vorteil ist dabei, dass Sie die eigenen vier Wände komplett nach den individuellen Vorstellungen planen und gestalten können – inklusive einer komfortablen Haustechnik und Barrierefreiheit. Neben dem Kauf ist es natürlich auch möglich, entsprechende Objekte zu mieten.

Schritt 3: Für klare Verhältnisse sorgen

Ganz gleich, ob Miete oder Kauf – vor dem Einzug ist es wichtig, für klare Verhältnisse zu sorgen, um Konflikten vorzubeugen. Im Optimalfall schließen alle Beteiligten einen separaten Mietvertrag ab. Außerdem sollte es feste Vereinbarungen für den Fall geben, dass jemand ausziehen möchte oder die Miete nicht mehr zahlen kann. Gleiches gilt für die Haltung von Haustieren oder regelmäßige Besuche der Familie.

Im Falle des gemeinsamen Hausbaus besteht weiteres Konfliktpotenzial durch unterschiedliche Vorstellungen bei der baulichen Umsetzung und der Finanzierung. Hier ist während der Bauphase in jedem Fall die Gründung einer GbR mit einem schriftlichen Vertrag sinnvoll, die anschließend in eine Wohnungseigentümergemeinschaft (WEG) übergeht.

Eine geeignete Senioren-WG finden

Wer nicht eigeninitiativ eine eigene WG gründen möchte, hat auch die Möglichkeit, nach bestehenden Projekten Ausschau zu halten. Neben Kleinanzeigenportalen haben sich inzwischen spezielle Webseiten wie wohnen-im-alter.de und das Forum Gemeinschaftliches Wohnen e. V. auf Senior:innen spezialisiert. Auch Seniorentreffs, die Tageszeitung, Wohnbaugesellschaften oder Kontakte zu Pflegediensten können hilfreich sein.

Kosten in einer Senioren-WG

Mieten und Kaufen kostet zunächst nicht mehr oder weniger als die üblichen Preise auf dem Markt. Wie in jedem anderen Mietobjekt auch kommen Bewohner:innen für die alleinig genutzten Räume selbst auf. Bei einem Kauf finanzieren Mitbewohner:innen ihren Teil selbst durch das eigene Vermögen oder ein Darlehen.

Die Kosten für die Gemeinschaftsräume werden unter allen Beteiligten gerecht aufgeteilt. Grundsätzlich sind hier monatliche Kosten ab 200 Euro üblich. Der Durchschnitt liegt in einer attraktiven Lage jedoch nicht selten bei 600 Euro.

Da sich alle Bewohner:innen die Kosten für gewisse Räumlichkeiten teilen, ist die Gesamtmiete meist etwas günstiger als in der eigenen Wohnung. Damit stehen monatlich zusätzliche Mittel für Pflegeleistungen zur Verfügung.

Teilen sich die Bewohner:innen den Haushalt, entstehen gemeinsame Kosten für Lebensmittel, Putz- und Waschmittel oder auch die Tageszeitung. Am besten legen Sie für die Haushaltskasse etwa 200 Euro im Monat zurück.

Unser Tipp: Größere Verpackungen kosten oft weniger, das gilt zum Beispiel bei Lebensmitteln – kaufen Sie daher im Optimalfall gemeinsam ein oder vereinbaren Sie feste Einzahlungen in eine Haushaltskasse.

Finanzierung der Senioren-WG

Sie sind es gewohnt, monatlich Ihr Eigentum abzutragen oder eine Miete zu zahlen? Das ist bei einer Senioren-WG genauso. Wie viel Geld Sie pro Monat zur Verfügung haben, richtet sich nach verschiedenen Faktoren. Die beanspruchte Rente spielt ebenso eine Rolle wie der eventuell bestehende Pflegegrad.

Bereits ab Pflegegrad 1 gibt es den Entlastungsbetrag von 125 Euro monatlich, ab Pflegegrad 2 stehen Ihnen zudem Pflegegeld, Pflegesachleistungen oder eine Kombination aus beidem (Kombinationsleistung) zu, deren Höhe sich nach dem Pflegegrad richtet.

Für finanziell schwächer gestellte Rentner:innen kann eine bedarfsorientierte Grundsicherung infrage kommen oder das Wohngeld, das bei der örtlichen Wohngeldstelle zu beantragen ist.

Die Pflegekasse stellt Pflegebedürftigen ab Pflegegrad 2 Fördermittel von bis zu 4.000 Euro je Maßnahme zur Verfügung, wenn eine Wohnraumanpassung bzw. ein barrierefreier Umbau des häuslichen Umfeldes nötig ist. Ein Anspruch darauf haben auch die Bewohner:innen von WGs. Eine Gruppe kann hier bis zu 16.000 Euro für den alters- oder behindertengerechten Umbau einer Wohnung bei der Pflegekasse beantragen.

Unser Tipp: Nutzen Sie den Wohngruppenzuschlag für die Senioren-WG

Eine Besonderheit gibt es in WGs, in denen mindestens drei Personen pflegebedürftig sind und eine ambulant betreute Wohngruppe vorliegt. Diese Bewohner:innen haben unter bestimmten Voraussetzungen einen monatlichen Anspruch auf 214 Euro, den sogenannten Wohngruppenzuschlag.

Voraussetzungen für den Wohngruppenzuschlag sind:

  • gemeinsame Wohneinheit mit geteiltem Bad, Küche und einem Gemeinschaftsraum
  • 3–12 Personen
  • mindestens drei Personen sind pflegebedürftig
  • keine Versorgung, die der vollstationären Pflege entspricht

Sind diese Punkte erfüllt, besteht bei einer Neugründung zudem ein Anspruch auf eine einmalige Anschubfinanzierung in Höhe von 2.500 Euro je Person bzw. maximal 10.000 Euro je Wohngemeinschaft.

Die Pflege in einer Senioren-WG

Eine Senioren-WG ist nicht zwingend mit Pflegeleistungen verbunden. Sind alle Bewohner:innen noch fit und unterstützen sich gegenseitig, ist vielleicht gar kein ambulanter Pflegedienst nötig. Meistens ist es jedoch so, dass sich Menschen, die einen Pflegebedarf haben, zusammenschließen und die Pflege gemeinsam organisieren.

Dafür gibt es seit 2008 das sogenannte Pooling. Das betrifft beispielsweise die Inanspruchnahme einer Haushaltshilfe oder anderer Unterstützungsangebote. So lassen sich etwa anfallende Fahrtkosten reduzieren.

Legen alle Pflegebedürftigen zusammen, lässt sich mit dem Pflegegeld und dem Entlastungsbetrag theoretisch auch eine “24-Stunden-Betreuung” realisieren – so sind Sie und Ihre Mitbewohner:innen rund um die Uhr versorgt.

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