- Lesedauer: 5 Minuten
- Pflegegesetz & Pflegerecht
24-Stunden-Pflege ohne Agentur: Risiken und Alternative
Eine 24-Stunden-Pflege ist für viele Familien mit einem pflegebedürftigen Mitglied eine gute Alternative zu klassischen Versorgungsformen, etwa einem Platz im Pflegeheim. So können Pflegebedürftige in ihrer gewohnten Umgebung bleiben. Meist zieht dabei eine polnische Betreuungskraft in den Haushalt ein und kümmert sich große Teile des Tages um die Grundpflege und den Haushalt. Das hat natürlich seinen Preis. Familien liebäugeln deshalb manchmal mit einer polnischen „Pflegekraft“ ohne Agentur, ggf. auch mit einer „schwarzen“ Beschäftigung. Wir erklären Ihnen heute, welche Alternativen es zu Agenturen gibt, ob das sinnvoll ist und welche Folgen Schwarzarbeit hat.
Das Wichtigste in Kürze
- Aus Kostengründen informieren sich einige Familien über eine 24-Stunden-Pflege ohne Agentur.
- Die private Anstellung ist meist günstiger, aber mit vielen rechtlichen und bürokratischen Pflichten verbunden.
- Eine Schwarzanstellung sollte nie eine Option sein, hier drohen Bußgelder, Nachzahlungen und Strafverfahren.
- Im direkten Vergleich überzeugen Agenturen meist mehr als eine privat angestellte polnische „Pflegekraft“, vor allem bei der Sicherstellung einer lückenlosen Pflege.
Warum suchen Familien nach privaten Pflegekräften?
Vielleicht befinden Sie sich momentan an demselben Punkt, wie viele andere Angehörige: Sie wissen, Ihr Familienmitglied möchte weiterhin zu Hause wohnen, der Pflegegrad lässt das aber nicht ohne weiteres zu – Sie selbst können die notwendige Unterstützung im Alltag nicht dauerhaft leisten. Eine mögliche Lösung ist eine 24-Stunden-Pflege im häuslichen Umfeld. Nachdem Sie sich im Internet umgesehen haben, sind Sie womöglich ernüchtert. Auch für die häusliche Pflege durch eine polnische Betreuungskraft fallen Bruttokosten von bis zu 3000 Euro an. Die Ausgabenseite ist also hoch, die Einnahmen allerdings überschaubar: Je nach Pflegegrad erhält Ihr Angehöriger pro Monat bis zu 990 Euro Pflegegeld und kann für die Verhinderungspflege auf das neue Entlastungsbudget in Höhe von 3.539 Euro pro Jahr zurückgreifen – trotzdem bleibt ein Eigenanteil von etwa 1500 Euro oder mehr übrig. Mit diesen Kosten im Hinterkopf recherchieren pflegende Angehörige oft weiter und stoßen auf die 24-Stunden-Pflege ohne Agentur.
Polnische „Pflegekraft“ ohne Agentur – von legal bis illegal
Wer sich dafür entscheidet, eine 24-Stunden-Pflege privat zu organisieren, handelt nicht automatisch gegen das Gesetz. Es ist durchaus legal, selbst als Arbeitsgebender aufzutreten. Damit erhalten Sie aber nicht nur Rechte, sondern auch Pflichten. Sie müssen arbeitsrechtliche Bestimmungen beachten, die von Ihnen angestrebte Betreuungskraft darf beispielsweise nicht über die Arbeitszeiten hinaus tätig werden und muss ausreichende Ruhezeiten erhalten. Außerdem müssen Sie sich mit den Themen Überstundenbezahlung, Mindestlohn, Lohnfortzahlung im Krankheitsfall, Versicherungen und Urlaubsgestaltung beschäftigen. Die zugehörigen Formalitäten müssen Sie bereits vor der Anreise der Betreuungskraft erledigen. Damit sind bestimmte Behördengänge verbunden – die Pflegekraft benötigt eine Lohnsteuerkarte und eine Betriebsnummer. Natürlich müssen Sie die von Ihnen beschäftigte Person rechtzeitig in Kenntnis setzen: über ihre Aufgaben, die vertraglichen Regelungen und die Bezahlung. Wenn die Rede von einer privaten 24-Stunden-Pflege ist, kann damit auch Schwarzarbeit gemeint sein. Schätzungsweise gehen bis zu 90 % der osteuropäischen Betreuungskräfte hierzulande einem illegalen Arbeitsverhältnis nach – das kann jedoch teuer werden.
Welche Nachteile hat eine 24-Stunden-Pflege ohne Agentur?
Gehen wir einmal davon aus, dass Sie sich für eine legale Beschäftigung entschieden haben, bei der Sie Arbeitgebender sind. Die Anstellung kann unter dem Strich wenige Hundert Euro günstiger sein. Allerdings wägt das für viele Menschen nicht den Aufwand auf, der dahintersteht.
Diese Nachteile hat eine eigene Anstellung einer polnischen Betreuungskraft:
- Sie haben einen hohen bürokratischen Aufwand: Wenn Sie sich selbst um das Arbeitsverhältnis kümmern, müssen Sie zunächst viele Formalitäten erledigen. Hier geht es um lückenlose Arbeitsverträge, Anmeldungen bei Ämtern, Anreisebedingungen und weitere organisatorische Maßnahmen.
- Sie sind bei einem Ausfall auf sich selbst gestellt: Wird die Betreuungsperson krank oder fällt anderweitig unvorhergesehen aus, haben Sie wahrscheinlich keinen Ersatz parat – dadurch ergeben sich Lücken in der pflegerischen Versorgung.
- Sie können nur selbst eine Prüfung vornehmen: Bei der von einer Agentur vermittelten 24-Stunden-Pflege haben Sie den Vorteil, dass erfahrene Mitarbeitende eine Person suchen, die zu Ihrer persönlichen Pflegesituation passt. Dabei werden auch Qualifikationen geprüft – machen Sie sich selbst auf die Suche, müssen Sie das übernehmen.
- Sie können auf keine vermittelnde Stelle zurückgreifen: Eine Agentur unterstützt Sie bei Problemen im Zusammenhang mit der osteuropäischen Betreuungskraft – sie kann vermitteln, so zur Lösung von Konflikten beitragen und Sprachbarrieren überwinden.
Seien Sie sich bei einer selbst angestellten Pflegekraft stets darüber bewusst, dass die Sorgfaltspflicht in Ihren Händen liegt: Die Kündigung ist aufgrund der vorherrschenden Gesetze oft kompliziert.
Diese Risiken entstehen durch eine illegal beschäftigte Pflegeperson
Schwarzarbeit ist in der Pflege recht verbreitet. Familien können Kontakt zu polnischen Betreuungspersonen durch illegal tätige Vermittler, über Mundpropaganda oder über den Kleinanzeigenmarkt aufnehmen. Auf ein illegales Arbeitsverhältnis deuten auffallend niedrige Pflegekosten hin. Bei einem Preis von 1500 Euro oder bei Agenturpreisen von 1800 Euro pro Monat sollten Sie hellhörig werden. Schließlich liegen die Kosten allein im Bereich Personal durch den Mindestlohn bei knapp 2000 Euro monatlich. Wenn Sie sich dazu entschließen, eine Betreuungskraft illegal zu beschäftigen, gehen Sie ein hohes Risiko ein. Wird die Schwarzarbeit bekannt, müssen Sie zunächst die fehlenden Sozialabgaben nachsteuern – die Summe erreicht schnell mehrere Tausend Euro und kann Familien stark belasten. Außerdem droht Ihrer Familie ein empfindliches Bußgeld oder ein Strafprozess aufgrund der nicht entrichteten Steuern. Verlassen Sie sich nicht darauf, dass die Betreuungskraft „dichthält“. Es gibt einige Fälle, in denen schwarz beschäftigte Menschen die Familie anzeigten, um nachträglich Beiträge für Lohn und Rente zu erhalten. Manchmal deckt auch ein Unfall im häuslichen Umfeld oder eine schwere Erkrankung der Pflegeperson die illegale Beschäftigung auf. Seltener werden Behörden durch eine routinemäßige Kontrolle auf die Schwarzarbeit aufmerksam. Mit gutem Gewissen pflegen Sie also nur bei einer legalen Beschäftigung.
Vorteile der privaten 24-Stunden-Pflege | Nachteile der privaten 24-Stunden-Pflege |
Kostenersparnis gegenüber Agenturmodellen möglich | Hoher bürokratischer Aufwand (Verträge, Anmeldung, Versicherung etc.) |
Direkter persönlicher Kontakt ohne Vermittlungsstelle | Rechtliche Risiken bei falscher oder fehlender Anmeldung, etwa Schwarzarbeit |
Flexiblere Absprachen im Alltag | Kein Ersatz bei Ausfall durch Krankheit oder Heimreise |
Geringere laufende Kosten, zum Beispiel keine Agenturgebühren | Fehlende Qualitätskontrolle (Sprachkenntnisse, Pflegeerfahrung oft nicht überprüfbar) |
Keine Ansprechpartner bei Problemen oder Konflikten | |
Schwierige Kündigungsbedingungen bei fest angestellten Kräften |
Legal ist besser: So gehen Sie bei der 24-Stunden-Pflege sicher
Unsere Empfehlung: Halten Sie sich an die hiesigen Gesetze und schlagen Sie den legalen Weg ein. Auch wenn eine legale Beschäftigung im privaten Umfeld durchaus möglich ist, bietet eine Agentur deutliche Vorteile. Sie kostet zwar mehr, nimmt Ihnen aber eine Menge Arbeit und gegebenenfalls Ärger ab. Durch ihren wichtigen Beratungsauftrag sind Sie bestens auf die neue Pflegesituation vorbereitet – Ihre Planungen begrenzen sich dabei vornehmlich auf die Unterkunft und Verpflegung, den Rest erledigt die Agentur. Wir von den Pflegehelden haben es uns zur Aufgabe gemacht, Pflegebedürftigen eine geprüfte und herzliche Betreuungskraft zu vermitteln. Dabei möchten wir den Aufwand für Sie als Familie möglichst geringhalten. Überzeugen Sie sich in einem ersten Gespräch von unseren Leistungen und den Chancen einer 24-Stunden-Pflege oder holen Sie sich direkt ein Angebot ein – wir freuen uns auf Sie.
FAQ – Häufige Fragen rund um die 24-Stunden-Pflege ohne Agentur
Was ist besser: eine private polnische „Pflegekraft“ oder eine Agentur?
Das hängt von der individuellen Pflegesituation ab. Eine private Anstellung ist aber mit einem hohen organisatorischen Aufwand verbunden, die Agentur übernimmt hingegen die Bürokratie.
Welche Risiken gibt es bei der 24-Stunden-Pflege ohne Agentur?
Bei schwarz beschäftigten Pflegepersonen drohen hohe Geldbußen, Nachzahlungen und ein Strafverfahren.
Ist eine 24-Stunden-Pflege mit Agentur teurer?
Unter dem Strich ist die Zusammenarbeit mit einer seriösen Agentur etwas teurer, bietet aber viele Zusatzleistungen und hilft bei Konflikten – deshalb entscheiden sich viele Familien für eine Vermittlung über eine Agentur.