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Schwindel im Alter: So bekommen Sie Schwindelgefühle in den Griff

Schätzungsweise leidet etwa 20-30 % der Weltbevölkerung im Laufe ihres Lebens an Schwindelgefühlen. Insbesondere ältere Menschen berichten von Gleichgewichtsstörungen und Schwindelanfällen – diese können im Pflegealltag zu einer großen Gefahr werden. Doch Ihr Angehöriger sollte sich mit Drehschwindel im Alter nicht einfach abfinden, sondern gezielt medizinischen Rat einholen. Schwindel ist nämlich keine automatische Folge des Alterns.

Das Wichtigste in Kürze

  • Schwindel kann sich im Pflegealltag unterschiedlich äußern – oft berichten Pflegebedürftige von einem Schwank- oder Drehschwindel.
  • Durchblutungsstörungen im Gehirn, Migräne, Unterzuckerung, Nervenschädigungen oder seelische Belastungen können zu Schwindel führen.
  • Schwindel ist nicht immer harmlos – vereinbaren Sie bei langanhaltendem Schwindel unbedingt einen Arzttermin, um die Ursachen aufzudecken.
  • Gleichgewichtsübungen und Krankengymnastik haben sich bei Altersschwindel besonders bewährt.

Wie fühlt sich Schwindel bei älteren Menschen an?

Genauso wie bei jungen Menschen kann sich auch bei älteren Personen Schwindel unterschiedlich äußern. Ihr Angehöriger berichtet womöglich davon, dass sich alles um ihn herumdreht, er also „Karussell fährt“. Vielleicht gerät im übertragenen Sinne auch seine Welt ins Wanken, so als ob der Boden Wellen schlägt.

Medizinisch gesehen handelt es sich bei Schwindel um eine wahrgenommene Störung des Gleichgewichts – genauer gesagt ist die Körperstabilität im Raum gestört. Dadurch fallen Ihrem Familienmitglied insbesondere das Gehen und Stehen schwer. Die Schwindelgefühle im Alter können gemeinsam mit Schwitzen, Übelkeit und Erbrechen in Erscheinung treten. Womöglich stellen Sie fest, dass Ihr Familienmitglied daneben Seh- oder Hörstörungen aufweist.

Schwindel belastet den Pflegealltag stark

Schwindel bei älteren Menschen löst große Besorgnis aus – nicht nur bei den Betroffenen selbst, sondern auch bei pflegenden Angehörigen. Ihr Familienmitglied ist dadurch womöglich verängstigt und verlässt alleine nicht mehr das Haus oder meidet das obere Stockwerk – zu groß ist die Angst, zu stürzen. Schwindel kann die Lebensqualität stark herabsetzen, insbesondere, wenn er ausgeprägt ist.

Lieb gewonnene Tätigkeiten wie Spaziergänge, Lesen und Fernsehen sind durch den Schwindel meist nicht mehr wie gewohnt durchführbar. Schwindel und Gleichgewichtsstörungen im Alter verändern auch den Pflegealltag. Sie achten wahrscheinlich besonders darauf, Ihren Angehörigen noch mehr als sonst zu stützen, zum Beispiel beim Treppenaufstieg oder auf dem Weg zur Toilette.

Womöglich müssen Sie Ihren Angehörigen seit den Schwindelattacken mehr motivieren, sich zu bewegen, umso einem Abbau von Muskelmasse entgegenzuwirken. Bei vielen Angehörigen schwingen die Sorgen stets mit – insbesondere, wenn keine Pflegeperson vor Ort ist, sorgen sie sich, dass das Familienmitglied stürzt. Psychisch und physisch ist der Altersschwindel also eine große Herausforderung.

Schwindel im Alter: Ursachen auf einen Blick

Gleichgewichtsstörungen im Alter hat viele Ursachen, nicht immer deutet er auf ein ernsthaftes gesundheitliches Problem hin. So kann sich Schwindel am Morgen im Alter auch bei zu schnellem Aufstehen ergeben. Zudem können Schwindel und Müdigkeit im Alter zusammenhängen.

Außerdem gibt es folgende Ursachen für Altersschwindel:

  • Verrutschen der sogenannten Ohrsteinchen durch altersbedingte Veränderungen
  • Kopferschütterungen
  • Erkrankungen des Innenohrs
  • Migräne
  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen
  • Durchblutungsstörungen im Gehirn
  • Unterzuckerung
  • Nervenschädigungen
  • Einnahme spezieller Medikamente (Aminoglykoside)
  • Tumore
  • Migräne
  • Seelische Belastungen, zum Beispiel ausgelöst durch die Pflegesituation oder den Verlust des Ehepartners

Gibt Ihr Angehöriger an, dass er unter Schwindel leidet, oder beobachten Sie, dass Ihr Familienmitglied Probleme damit hat, das Gleichgewicht zu halten, sollten Sie einen Arzttermin vereinbaren. Der erste Ansprechpartner ist der Hausarzt – bei Bedarf kann er eine Überweisung für eine Neurologie- oder HNO-Praxis ausstellen.

So werden Schwindelanfälle im Alter behandelt

Es ist wichtig, Schwindel und Erbrechen im Alter stets ernst zu nehmen und, falls möglich, entsprechend zu behandeln. Akute Beschwerden, die mit dem Schwindel im Alter im Zusammenhang stehen wie Gleichgewichtsstörungen oder Übelkeit behandeln Mediziner:innen manchmal vorübergehend mit Medikamenten. Entscheidend ist jedoch, die Ursache des Schwindels herauszufinden.

Bei dem sogenannten gutartigen Lagerungsschwindel, der durch die verrutschten Ohrsteinchen entsteht, sind bestimmte Bewegungstechniken erforderlich – Mediziner:innen können hier Lagerungsmanöver anwenden und Ihnen Übungen für Zuhause empfehlen. Bei dem psychogenen Schwindel ist vor allem eine seelische Unterstützung wichtig, zum Beispiel in Form einer Psychotherapie. Außerdem sollte geprüft werden, ob Medikamente womöglich den Schwindel auslösen.

Was sich bei Altersschwindel besonders bewährt hat, ist ein frühzeitiges Gleichgewichtstraining und Krankengymnastik – Mediziner:innen können hierfür ein Rezept ausstellen. Als pflegender Angehöriger können Sie darüber hinaus Maßnahmen ergreifen, um das Sturzrisiko zu senken – das Stichwort ist hier „Sturzprophylaxe“.

Gut zu wissen: Schwindel im Alter – Hausmittel

Hausmittel bei Schwindel im Alter wie Massagen zur Lösung von Spannungen, ein Glas Wasser, ein kühles Tuch auf der Stirn oder Ingwer können Sie zwar anwenden, sie ersetzen aber keinesfalls eine ärztliche Diagnose und gezielte Therapie.

Gleichgewichtsstörungen im Alter: Übungen

Gleichgewichtsübungen können Ihr Familienmitglied dabei unterstützen, wieder mehr Sicherheit im Alltag zu erlangen. Während akuter Schwindelanfälle eignen sich diese Übungen jedoch nicht. Suchen Sie mit Ihrem Angehörigen stattdessen einen Zeitpunkt, bei dem keine Beschwerden vorliegen.

  1. Kniebeugen: Bitten Sie Ihren Angehörigen, sich neben eine sichere Abstützmöglichkeit zu stellen – hierfür eignet sich beispielsweise eine Tischkante. Ihr Familienmitglied stellt die Füße hüftbreit auseinander. Nun begibt sich Ihr Angehöriger langsam in die Knie, so als wollte er sich auf einen Stuhl setzen. Danach geht es wieder in die Ausgangsposition – das Kniebeugen sollte Ihr Familienmitglied bestenfalls zehnmal wiederholen.
  2. Zehengang: Entfernen Sie die Stühle vom Esstisch, sodass Ihr Angehöriger an der Tischkante entlang gehen kann. Bitten Sie Ihr Familienmitglied nun, sich auf die Zehenspitzen zu stellen und langsam drei Schritte nach vorne zu gehen. Dabei stützt sich Ihr Angehöriger an der Tischkante ab – planen Sie mehrere Wiederholungen ein.
  3. Bein abwinkeln: Suchen Sie Ihrem Familienmitglied eine sichere Abstützmöglichkeit, wie eine Stuhllehne oder eine Tischkante. Bitten Sie Ihren Angehörigen, sich aufrecht hinzustellen und ganz langsam ein Bein anzuheben, indem das Knie nach hinten abgewinkelt wird. Diese Position behält Ihr Angehöriger bestenfalls für zehn Sekunden bei und wechselt dann das Standbein.

Wenn Sie sich nicht sicher sind, ob diese Übungen für Ihren Angehörigen geeignet sind, halten Sie sicherheitshalber Rücksprache mit dem behandelnden Arzt. Auch Physiotherapeut:innen können Tipps für sinnvolle Gleichgewichtsübungen im Pflegealltag geben.

FAQ – Häufige Fragen zum Schwindel im Alter

Die Wahrscheinlichkeit für Schwindel kann mit dem Lebensalter ansteigen. Durchblutungsstörungen im Gehirn oder Probleme mit dem Innenohr sowie eingenommene Medikamente können Schwindel auslösen.

Besteht Schwindel dauerhaft, ist auf jeden Fall ein Arztbesuch ratsam. Mediziner:innen können die Ursache aufdecken und gezielte Behandlungsmaßnahmen einleiten, zum Beispiel Krankengymnastik verordnen oder Lagerungsmanöver durchführen.

Bei Schwindel ist es ratsam, Sturzprophylaxe zu betreiben, um das Sturzrisiko zu senken. Außerdem kann sich ein Hausnotrufsystem anbieten, mit dem Betroffene schnell Hilfe verständigen können.

Weiterführende Informationen und hilfreiche Links

Weitere Quellen:

Hannaford PC, Simpson JA, Bisset AF, et al. The prevalence of ear, nose and throat problems in the community: results from a national cross-sectional postal survey in Scotland. Fam Pract. 2005;22:227–233. doi: 10.1093/fampra/cmi004.

Kroenke K, Price RK. Symptoms in the community. Prevalence, classification, and psychiatric comorbidity. Arch Intern Med. 1993;153:2474–2480. doi: 10.1001/archinte.1993.00410210102011.

Münst J, Pudszuhn A, V Bernstorff M, Obermueller T, Erdur H, Audebert HJ, Rose M, Reisshauer A, Hoffmann I, Schönfeld U, Hofmann VM. Unklare chronische Schwindelsyndrome – Erfahrungen mit einem interdisziplinären stationären Diagnostikkonzept [Unclear chronic vertigo syndromes-experiences with an interdisciplinary inpatient diagnostic concept]. HNO. 2022 Jan;70(1):33-43. German. doi: 10.1007/s00106-021-01059-4. Epub 2021 May 4. PMID: 33944963; PMCID: PMC8760215.

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