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Mehrgenerationenhaus und Mehrgenerationenwohnen

Mehrgenerationen-haus und Mehrgenerationen-wohnen

Der demografische Wandel, eine wachsende Mobilität und hohe Scheidungsraten führten in den letzten Jahrzehnten zu einer zunehmenden Verdrängung des Mehrgenerationenwohnens, bei dem Eltern, Kinder und Großeltern als Großfamilie unter einem Dach leben. Erst allmählich stehen die Vorteile dieser Wohnform wieder im Vordergrund – an die Stelle der klassischen Großfamilie treten dabei bunt gemischte Wahlfamilien.

Das Wichtigste in Kürze

  • Beim Mehrgenerationenwohnen leben zwei oder mehr Generationen zusammen unter einem Dach beziehungsweise in unmittelbarer Nachbarschaft zueinander. Von der WG über die Doppelhaushälfte bis zum Quartier gibt es sehr unterschiedliche Wohnkonzepte.
  • Der Grundgedanke ist die gegenseitige Unterstützung von Jung und Alt in der Gemeinschaft. Alle Beteiligten profitieren von der gegenseitigen Anwesenheit der anderen Generation(en).
  • Wenngleich es keine festgelegte Definition gibt, so ist das Mehrgenerationenhaus im Verständnis des Bundesfamilienministeriums als ein offener Treff ohne Wohnbereiche zu verstehen, .Das Mehrgenerationenwohnen hingegen benennt stets die Wohnform. Im gängigen Sprachgebrauch ist diese Differenzierung allerdings nicht verbreitet.

Mehrgenerationenhaus oder Mehrgenerationenwohnen – was ist das?

Früher war es vollkommen üblich, dass Eltern, Kinder und Großeltern als Großfamilie gemeinsam unter einem Dach gelebt und sich gegenseitig unterstützt haben. Durch tiefgreifende strukturelle Veränderungen in der Gesellschaft geriet das Konzept jedoch jahrzehntelang in Vergessenheit. Das Bedürfnis nach einer generationenübergreifenden Gemeinschaft blieb jedoch bestehen. So hat sich in den letzten Jahren eine moderne Variante des Mehrgenerationenwohnens entwickelt, bei dem sich Menschen verschiedener Altersklassen ein Wohnobjekt teilen. Dabei muss es sich keineswegs um die Mitglieder der eigenen Familie handeln.

Allerdings gibt es noch eine zweite Form: Das Mehrgenerationenhaus, das nicht auf das Zusammenleben abzielt, sondern einen offenen Treffpunkt bezeichnet, an dem Menschen jeden Alters zusammentreffen, sich austauschen und unterstützen.

Das Mehrgenerationenhaus als Begegnungsstätte

Es gibt deutschlandweit inzwischen eine Vielzahl von Mehrgenerationenhäusern, die durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend initiiert wurden. Diese dienen als reine Begegnungsstätten für Menschen aller Altersklassen, sodass der offene Treff das Herzstück einer solchen Einrichtung ist. Das Bundesfamilienministerium definiert das Mehrgenerationenhaus wie folgt:

„Mehrgenerationenhäuser bieten Raum für gemeinsame Aktivitäten und schaffen ein nachbarschaftliches Miteinander in der Kommune. Sie fördern den gesellschaftlichen Dialog zwischen Jung und Alt, ermöglichen Bürgerbeteiligung und stärken damit den Zusammenhalt der Menschen in ihren Kommunen.“ (https://www.bmfsfj.de/bmfsfj/aktuelles/alle-meldungen/mehrgenerationenhaeuser-passen-sich-der-aktuellen-situation-an/154380)

Weit verbreitete Unterstützungsangebote sind hier:

  • Hausaufgabenbetreuung
  • Aufgaben eines Stadtteilzentrums
  • Sprachkurse
  • Krabbelgruppen und Kinderbetreuung
  • Begegnungsstätte
  • Hilfe für Pflegebedürftige / in der Altenpflege

Das zugehörige Bundesprogramm „Gemeinschaftlich wohnen, selbstbestimmt leben“ wurde 2017 initiiert und fördert seitdem mehrere Hundert Projekte. Die Aktion wird seit 01. Januar 2021 unter dem neuen Titel „Bundesprogramm Mehrgenerationenhaus. Miteinander – Füreinander“ bis 2028 fortgesetzt.

Doch trotz dieser Fokussierung auf den Treffpunkt und gemeinschaftliche Angebote wird das Mehrgenerationenhaus im allgemeinen Verständnis oftmals mit der Wohnform, d. h. dem Mehrgenerationenwohnen, gleichgesetzt.

Formen des Mehrgenerationenwohnens

Auf die steigende Nachfrage nach Möglichkeiten des Mehrgenerationenwohnens reagieren sowohl Wohnungsunternehmen als auch Kommunen und Privatpersonen gleichermaßen. Sie haben damit eine vielfältige Auswahl zwischen einem durchmischten Quartier, einzelnen Wohnanlagen oder Hausprojekten.

Die Mehrgenerationen-WG

Es muss nicht immer ein Haus sein. Jung und Alt können sich auch eine Wohnung teilen, um die Vorzüge des Mehrgenerationenwohnens zu genießen. Natürlich birgt das geringere Platzangebot ein erhöhtes Konfliktpotenzial. Es sollte auch klar sein, dass junge Menschen nicht dazu verpflichtet sind, pflegerische Tätigkeiten zu übernehmen. Das kann zwar auf freiwilliger Basis erfolgen, sollte aber im Wesentlichen Pflegediensten oder pflegenden Angehörigen vorbehalten bleiben. Vielmehr geht es um das gemeinsame Miteinander und die gegenseitige Unterstützung im Alltag.

Das Mehrgenerationen-Haus

Das Mehrgenerationen-Haus findet sich oft in Form einer Doppelhaushälfte. Je eine Generation hat eine abgetrennte Wohneinheit für sich, jedoch sind alle durch die räumliche Nähe miteinander verbunden.

Daneben ist auch die Nutzung eines gemeinschaftlich verwalteten Hauses möglich, bei dem jede Partei in einem eigenen Wohnbereich in Form eines Zimmers oder mehrerer Räume bzw. in einer abgeschlossenen Wohneinheit mit separatem Zugang lebt und es darüber hinaus gemeinsame Räumlichkeiten gibt, die allen gleichermaßen zur Verfügung stehen.

Das Haus stellt eine gute Form der Kapitalanlage dar und bringt unter Umständen sogar steuerliche Vorteile mit sich, sodass es bei Privatpersonen und deren Angehörigen beliebt ist.

Mehrgenerationen-Wohnanlagen und -quartiere

Kommerzielle Anbieter oder auch Kommunen hingegen haben zur Umsetzung von Bauvorhaben einen größeren finanziellen Spielraum. Gleichzeitig nehmen immer häufiger auch nachhaltige Stadtentwicklungskonzepte eine Rolle bei der Stadtplanung ein, sodass es jüngst verstärkt zur Realisierung von Wohnanlagen oder Quartieren kommt, die gezielt auf eine heterogene Durchmischung der Bewohner*innenstruktur setzen.

Für wen eignet sich das Mehrgenerationenwohnen?

Es gibt sehr unterschiedliche Wohnprojekte, die sich sowohl für Alleinstehende jeden Alters, aber auch Familien eignen. Viele Objekte sind barrierefrei gestaltet, einige integrieren auch das Betreute Wohnen für Menschen mit Demenz in ihr Angebot. So können Sie sich für ein Mehrgenerationenhaus oder auch eine -WG entscheiden, die Ihren Ansprüchen am besten gerecht wird.

Grundsätzlich sollte klar sein, dass das Mehrgenerationenwohnen von der gegenseitigen Unterstützung und der Gemeinschaft im Alltag lebt. Das erfordert immer wieder Kompromisse, denn es gibt noch viel mehr als nur ein generationenübergreifendes Konfliktpotenzial, das sich beispielsweise in den unterschiedlichen Vorstellungen über die Kindererziehung zeigen kann. Toleranz und der Wille, diesen Konflikten konstruktiv zu begegnen, sollten Sie daher unbedingt mitbringen. Natürlich sind auch Hilfsbereitschaft und Solidarität Grundbedingungen, um in einem solchen Projekt zu bestehen.

Gerade bei kleineren Projekten bringt das Wohnen vielleicht auch die eine oder andere Einschränkung der Privatsphäre mit sich. Zum einen sind hier klare Absprachen gefragt, um Unstimmigkeiten im Vorfeld zu vermeiden. Zum anderen eignet sich die Wohnform daher vor allem auch für gesellige Menschen.

Angebote für das Mehrgenerationenwohnen finden

Oft bieten Kommunen Formen des Mehrgenerationenwohnens an. Hier finden Sie Informationen beim zuständigen Amt für Wohnungswesen oder vergleichbaren Behörden.

Natürlich liefert die Suche über das Internet ebenfalls zahlreiche Ergebnisse vor allem zu kommerziellen Anbietern in der Umgebung.

Mehrgenerationen-WGs lassen sich beispielsweise auf populären Wohnungssuchseiten wie wg-gesucht.de finden. Hier gibt es spezielle Filtereinstellungen, um gezielte Angebote zu erhalten.

Viele Projekte führen aufgrund der anhaltenden Nachfrage Wartelisten. Interessieren Sie sich für ein entsprechendes Projekt, ist es sinnvoll, sich schon frühzeitig zu bewerben und bei der Suche Geduld mitzubringen.

Das eigene Mehrgenerationenhaus gründen

Wollen Sie nicht auf die Suche nach einem bestehenden Projekt gehen, gründen Sie doch ein eigenes Mehrgenerationenhaus. Dazu stehen Ihnen gleich mehrere Wege offen: Miete, Kauf oder Neubau.

Ein Haus als Mehrgenerationenhaus mieten

Eine Option, um das eigene Wohnprojekt zu realisieren, ist das Anmieten eines Hauses. Sie, Ihre Angehörigen, Freunde, Bekannte oder vielleicht auch Fremde schließen jeweils einen Mietvertrag mit dem Vermieter.

Das scheint zunächst einfach, hat jedoch gleich mehrere Nachteile: Zum einen haben Sie es nicht in der Hand, wie sich die Hausgemeinschaft auf die Dauer zusammensetzt. Zieht eine Partei aus, ist es Vermietersache, einen Nachfolger zu bestimmen – der sich eventuell nicht optimal dafür eignet und sich auch keineswegs in die bestehende Hausgemeinschaft integrieren muss.

Das zweite Problem kann sich ergeben, wenn die Wohnungen für ältere Menschen nicht barrierefrei gestaltet sind und ein Umbau nötig wird. Hier ist es dann an Ihnen, den Vermieter von der Notwendigkeit des Umbaus zu überzeugen, um auch Senior*innen in die Hausgemeinschaft integrieren zu können.

Ein Haus kaufen oder bauen

Auch der Kauf eines Hauses bietet sich an. Das hat den Vorteil, dass notwendige Umbauten, beispielsweise zur Barrierefreiheit, nicht mit einem Vermieter abgesprochen werden müssen. Umgekehrt tragen Sie die Kosten selbst. Um diese nicht allein stemmen zu müssen, suchen Sie sich Ihre Mitbewohner*innen am besten schon im Vorfeld aus und gründen eine Wohnungseigentümergemeinschaft (WEG) oder auch eine Genossenschaft. Zudem gibt es inzwischen viele Förderprogramme für den barrierefreien Umbau von Wohnraum, die Sie in Anspruch nehmen können.

Gleiches gilt im Prinzip, wenn Sie ein Haus neu bauen, wobei die WEG zunächst als Bauherrengemeinschaft besteht. Fertighäuser bieten hier eine Option, den Wohnraum ganz nach den eigenen Wünschen zu gestalten und die Kosten gleichzeitig moderat zu halten.

Der Kauf oder Bau eines Gebäudes sowie die anschließende Vermietung kann sich unter Umständen finanziell lohnen, da einige der Kosten steuerlich geltend gemacht werden können.

Pflegebedürftigkeit im Mehrgenerationenwohnen

Das Mehrgenerationenwohnen ist nicht mit der Pflege älterer Menschen gleichzusetzen. Natürlich gehört die gegenseitige Unterstützung zum Konzept und es sollte selbstverständlich sein, betagte Mitbewohner*innen beim Einkaufen zu unterstützen oder Fahrdienste zu übernehmen. Doch ist die Pflege vor allem von Nicht-Angehörigen nicht als Selbstverständlichkeit vorauszusetzen.

Die Nutzung eines ambulanten Pflegedienstes stellt innerhalb des Mehrgenerationenwohnens kein Problem dar und funktioniert wie in jedem anderen häuslichen Umfeld auch. Sie können hier pflegende Angehörige einbeziehen, die ab einem anerkannten Pflegegrad von 2 beispielsweise eine Aufwandsentschädigung für ihre Leistungen erhalten.

Daneben haben Sie Anspruch auf den monatlichen Entlastungsbetrag in Höhe von 125 Euro, mit dem sich auch Haushaltshilfen finanzieren lassen. Gibt es die Möglichkeiten nicht, haben Sie Anspruch auf Pflegesachleistungen für einen professionellen Pflegedienst, der Sie auch im Mehrgenerationenhaus aufsucht. Ferner bietet sich die Möglichkeit zur Kombination von Pflegegeld und Sachleistungen.

Vor- und Nachteile des Mehrgenerationenwohnens

Das Mehrgenerationenhaus stellt für alle Beteiligten eine Win-win-Situation dar. Junge Familien können sich bei der Kinderbetreuung auf die älteren Menschen verlassen. Diese wiederum profitieren von der Gesellschaft, ohne jedoch an Selbstbestimmung und Selbstständigkeit einbüßen zu müssen, und erhalten vielleicht auch Hilfe beim Einkaufen oder im Haushalt. Damit lässt sich der Umzug ins Pflegeheim hinauszögern und die Selbstständigkeit weiter aufrechterhalten.

Umgekehrt besteht beim Zusammenleben natürlich auch ein erhebliches Konfliktpotenzial, das eine gehörige Portion Toleranz erfordert. Die Privatsphäre ist möglicherweise eingeschränkt und es entstehen anteilig auch Kosten für die gemeinschaftlich genutzten Räumlichkeiten und Flächen.

VorteileNachteile
  • soziales Miteinander
  • geringere Kosten
  • gegenseitige Hilfe und Unterstützung
  • Teilen von Autos und Co.
  • Alternative zum Pflegeheim
  • Konfliktpotenzial, auch Generationenkonflikte
  • eingeschränkte Privatsphäre
  • anteilige Kosten für Gemeinschaftsräume


Wägen Sie vor einer Entscheidung die Für und Wider des Mehrgenerationenwohnens sorgfältig gegeneinander ab. Entscheiden Sie sich zugunsten dieser Wohnform, profitieren Sie im Optimalfall von einem Zugewinn an Gemeinschaft und können auch im Alter ihre Selbstbestimmung im Alltag erhalten.

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