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- Leben im Alter
Gicht im Alter: Behandlung und Pflegetipps
Ihr Angehöriger wacht mit Beschwerden auf, das Großzehengrundgelenk am Fuß ist angeschwollen, gerötet und warm. Das Gelenk ist so empfindlich, dass selbst die Bettdecke darauf schmerzt. Genauso kann ein akuter Gichtanfall aussehen. Gicht zählt zu den sogenannten Wohlstandskrankheiten – insbesondere Menschen im mittleren und höheren Lebensalter sind davon betroffen. Wir informieren Sie über das Krankheitsbild und verraten Ihnen, wann ein Arztbesuch ratsam ist. Außerdem geben wir Ihnen Ernährungstipps für den Pflegealltag.
Das Wichtigste in Kürze
- Gicht ist eine Stoffwechselerkrankung, die vor allem Männer betrifft.
- Im Pflegealltag kann Gicht zu starken Beschwerden führen – Betroffene berichten vor allem über ausgeprägte Gelenkschmerzen.
- Mediziner:innen raten bei Gicht zu einer angepassten Ernährung: weniger Fleisch, mehr Gemüse.
- Pflegende Angehörige bereiten bestenfalls purinarme Lebensmittel zu und unterstützen beim Abnehmen.
Was ist Gicht im Alter?
Gicht zählt zu den Stoffwechselerkrankungen. Die Beschwerden werden durch zu viel Harnsäure im Organismus verursacht – sie sammelt sich an und lagert sich dann in verschiedenen Körperregionen ab. Menschen mit Gicht klagen zunächst über Entzündungen an den Gelenken, im weiteren Krankheitsverlauf nehmen die Gelenke Schaden. Hierzulande gibt es etwa 950.000 Menschen mit der Erkrankung. Damit führt Gicht die Liste der entzündlichen Gelenkerkrankungen (Arthritis) in Industrieländern an. Die Verteilung bei den Geschlechtern ist nicht gleich: Männer sind ca. fünfmal häufiger als Frauen betroffen. Zwar kann Gicht im hohen Alter auftreten, zu den ersten Beschwerden kommt es aber meist schon deutlich früher – Männer sind ab dem 40. Lebensjahr damit konfrontiert. Durch die hormonellen Wechselwirkungen mit den Nieren ist Gicht bei Frauen im Normalfall erst nach den Wechseljahren ein Thema – also im Schnitt zwischen dem 50. und 55. Lebensjahr.
Gicht: Symptome im Überblick
Auch wenn sich ein Gichtanfall meist plötzlich über Nacht ergibt und rasch zu Beschwerden führt, entwickelt sich die Krankheit in der Regel über mehrere Jahre. Ihr Angehöriger wacht also im Normalfall nicht einfach mit der Erkrankung auf. Mediziner:innen unterscheiden bei der Gicht vier Krankheitsstadien.
- Krankheitsstadium – noch keine Beschwerden: Befindet sich Ihr Angehöriger in diesem Stadium, hat er zwar erhöhte Harnsäurewerte im Blut und entsprechende Gewebeablagerungen, aber keine Beschwerden. Diese sogenannte asymptomatische Hyperurikämie entdecken Mediziner:innen meist zufällig, wenn sie Laborwerte im Rahmen von Vorsorgeuntersuchungen prüfen.
- Krankheitsstadium – akuter Gichtanfall: Der erste Gichtanfall ereilt Ihr Familienmitglied in der Regel nach mehreren Jahren mit erhöhten Harnsäurewerten. Je höher die Werte, desto wahrscheinlicher ein Gichtanfall. Dieser tritt häufig nachts oder in den frühen Morgenstunden auf. Auslöser sind etwa reichhaltige Mahlzeiten am Vorabend, hohe Alkoholmengen, ausgewählte Arzneimittel wie Entwässerungsmittel oder eine Infektionskrankheit. Typischerweise ist das Großzehengrundgelenk betroffen. Rötungen, Schwellungen, Überwärmungen und starke Schmerzen weisen auf einen Gichtanfall hin. Viele Menschen empfinden Kühlbeutel dann als angenehm. Zudem sollte sich Ihr Angehöriger ausruhen. Gicht kann am Fuß, aber auch am Knie, dem Ellbogen, an den Händen, den Schultern oder Hüften auftreten – hier sind stets die Gelenke betroffen. Ohne Behandlung gehen die Gicht-Symptome nach ein bis zwei Wochen zurück.
- Krankheitsstadium – die Zeit zwischen den Gichtanfällen: Erhält Ihr Angehöriger keine Behandlung, treten die Gichtanfälle wiederholt auf – wann genau, ist nicht vorhersehbar. Mit der Zeit sind die Gichtanfälle stärker und halten länger an. Nach einem überstandenen Schub ist Ihr Familienmitglied beschwerdefrei. Doch der Schein trügt: Auch ohne Symptome sind die Harnsäurewerte erhöht und die Ablagerungen können zunehmen.
- Krankheitsstadium – chronische Gicht: Lebt Ihr Familienmitglied viele Jahre mit der Erkrankung, steigt das Risiko, dass sich Harnsäurekristalle in Gichtknoten absetzen, etwa unter der Haut oder in Nähe der Gelenke. Mediziner:innen unterscheiden die Gelenkgicht von der Weichteilgicht und der Nierengicht.
Gicht-Ursachen: So entwickelt sich die schmerzhafte Erkrankung
Harnsäure kommt zunächst in jedem Körper vor. Normal ist auch, dass der Organismus sie nicht abbauen kann – deshalb wird sie, insbesondere mit dem Urin, ausgeschieden. Bei der Gicht ist der Regelkreis gestört: Entweder wird zu viel Harnsäure hergestellt oder die Ausscheidung funktioniert nicht wie gedacht – meistens infolge einer erblichen Veranlagung. Das hat ernstzunehmende Folgen, denn bei einer hohen Harnsäurekonzentration bilden sich Harnsäuresalz-Kristalle. Sie erreichen die Gelenke und lagern sich ab – dadurch entstehen starke Entzündungen.
So wird Gicht behandelt
Klagt Ihr Angehöriger über Schmerzen in den Gelenken oder bemerken Sie Entzündungszeichen, ist ein Arztbesuch ratsam. Sie können sich zunächst an die Hausarztpraxis wenden – bei Bedarf überweist der Hausarzt oder die Hausärztin zu einer Praxis für Rheumatologie. Mediziner:innen verfolgen bei der Gichtbehandlung zwei Ziele: Akute Schmerzen lindern und weiteren Gichtanfällen vorbeugen. Das ist wichtig, um Gelenkschäden zu vermeiden. Bei einem akuten Gichtanfall erhält Ihr Angehöriger entzündungshemmende Arzneimittel. Dazu zählen entzündungshemmende Schmerzmittel wie Ibuprofen, Kortisonpräparate oder das Präparat Colchicin. Damit die Gicht im Zeh künftig möglichst nicht mehr auftritt, muss der Harnsäurespiegel runter. Das klappt mit einer angepassten Ernährung – weniger Fleisch und weniger Alkohol ist hier das Motto. Bringt die „Gicht-Ernährung“ nicht den nötigen Erfolg, verordnen Mediziner:innen harnsäuresenkende Medikamente wie Allopurinol.
Gut zu wissen
Gicht macht typische Symptome. Ärzt:innen erkennen die Gicht im Alter daher meist zuverlässig. Der Harnsäurespiegel im Blut sagt nur wenig aus, er kann während eines Gichtanfalls sogar im Normalbereich liegen. Ein eindeutiger Nachweis gelingt mit einer Gelenkpunktion – dabei entnehmen Untersuchende mit einer Nadel Flüssigkeit aus dem Gelenk und senden sie in ein Labor. Das ist aber nur dann nötig, wenn die Symptome nicht eindeutig sind und der Verdacht bestätigt werden soll.
Gicht bei Senior:innen: So beugen Sie im Pflegealltag vor
Ein erhöhter Harnsäurewert im Blut kann zu Gicht führen, das passiert aber nur etwa bei einem Drittel der Betroffenen. Wichtig zu wissen: Sie können entscheidend auf den Harnsäurewert Ihres Angehörigen einwirken und damit das Risiko für Gichtanfälle senken. Beachten Sie dafür im Pflegealltag Folgendes:
- Nehmen Sie Kurs auf eine „Gicht-Ernährung“: Eine Ernährungsumstellung kann eine Therapie mit Medikamenten gegen Gicht unterstützen und Beschwerden lindern. Da die Harnsäure ein Abbauprodukt sogenannter Purine ist, sollten Sie Ihrem Angehörigen möglichst wenig purinreiche Lebensmittel zubereiten. Dazu zählen Muskelfleisch, Innereien wie Nieren oder Leber, Wurstwaren, Fisch und Meeresfrüchte. Im besten Fall hat keines der Lebensmittel auf dem Speiseplan mehr als 150 Milligramm Purin pro 100 Gramm. Ersetzen Sie reichhaltige Fleischportionen durch Gemüse – das beugt auch einer Mangelernährung Milch ist übrigens unproblematisch und auch der Fleischersatz Tofu gilt als purinarm.
- Weniger Alkohol und Softdrinks, mehr Wasser: Wer Gicht im Finger hat, sollte seine Trinkgewohnheiten überdenken. Fruchtzucker in Limonaden und Fruchtsäften lassen den Harnsäurespiegel ansteigen. Gleiches gilt für Alkohol bei Gicht. Obendrein schränken Bier, Spirituosen und Co. die Harnsäureausscheidung ein. Wein ist in gewissen Maßen erlaubt – bei Männern erhöhen bis zu zwei Gläser und bei Frauen bis zu einem Glas täglich das Gichtrisiko nur gering. Ihr Angehöriger sollte Alkohol aber grundsätzlich in Maßen und unregelmäßig trinken.
- Behalten Sie die Waage im Blick: Die Pflege bei Gicht sieht vor, Übergewicht möglichst abzubauen. Tatsächlich steigt das Risiko für die Erkrankung mit zunehmenden Body Maß Index (BMI) an. Vermeiden Sie unbedingt Hauruckaktion beim Abnehmen – durch Hungerdiäten werden vermehrt Purine freigesetzt, was einen Gichtanfall provozieren kann.
FAQ – Häufige Fragen zu Gicht im Alter
Wie merkt man, dass man Gicht hat?
Bei Gicht kommt es zu schmerzhaften Entzündungen in den Gelenken – die Bereiche sind angeschwollen, rötlich und überwärmt. Klassischerweise treten die Gichtanfälle nachts oder in den frühen Morgenstunden auf.
Was soll man bei Gicht nicht essen?
Für die Beschwerden sind erhöhte Harnsäurewerte verantwortlich. Harnsäure entsteht beim Abbau von Purinen. Diese wiederum stecken in Fleisch, Meeresfrüchten und Fisch.
Was können Menschen bei der Pflege Gichtkranker beachten?
Haben Pflegebedürftige Gichtanzeichen, ist in jedem Fall ein Arztbesuch ratsam, um Gelenkschäden zu vermeiden. In Abstimmung mit den Mediziner:innen können pflegende Angehörige die Ernährung umstellen und Betroffenen beim Abnehmen helfen. Kühlpacks lindern oft akute Beschwerden.
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