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Stuhlinkontinenz im Alter: Ursachen und Tipps für die Pflege

Verschiedene Formen der Inkontinenz, bei der Betroffene Urin oder Stuhl nicht mehr halten können, sind weit verbreitet. Schätzungen zufolge sind 10 Millionen Menschen hierzulande mit den Symptomen vertraut. Besonders schambehaftet ist die Stuhlinkontinenz. Dabei ist es wichtig, eine mangelnde Kontrolle über den Darm zu thematisieren und die Ursachen für Inkontinenz zu verstehen – das erleichtert auch die Pflegetätigkeiten.

Wir erklären Ihnen, wie sich eine Stuhlinkontinenz bemerkbar macht und welche Therapieansätze es gibt. Außerdem verraten wir Ihnen Tipps für den Pflegealltag.

Das Wichtigste in Kürze

  • Eine Stuhlinkontinenz betrifft vergleichsweise häufig ältere Menschen.
  • Mediziner:innen unterscheiden bei einer Stuhlinkontinenz verschiedene Schweregrade.
  • Ein schwacher Beckenboden oder Nervenschädigungen können Ursache für eine Stuhlinkontinenz sein.
  • Im Pflegealltag sind bei einer Stuhlinkontinenz Hygiene, Geruchsbeseitigung und nahe gelegene Toiletten besonders wichtig.

Was ist eine Stuhlinkontinenz und wie äußert sie sich?

Eine Stuhlinkontinenz ist an einen Verlust der Darmkontrolle geknüpft. Patient:innen verlieren unwillkürlich Darmgase, Darmschleim oder Stuhlgang. Zwar kommt die Harninkontinenz deutlich häufiger vor, die Stuhlinkontinenz betrifft aber ebenfalls viele Menschen: Untersuchungen gehen von 7 % der Gesellschaft aus.

Allerdings ist eine hohe Dunkelziffer wahrscheinlich, denn viele Personen vertrauen sich aus Scham beim Thema Inkontinenz keinem Arzt an. Nicht jeder Mensch ist gleich stark von der Stuhlinkontinenz betroffen, deshalb unterscheiden Mediziner:innen verschiedene Schweregrade.

  • Grad 1: Ihr Angehöriger verliert unwillkürlich Darmgase, kann aber die Ausscheidung von flüssigem und festem Stuhl kontrollieren.
  • Grad 2: Bei Ihrem Familienmitglied entweichen Darmgase und flüssiger Stuhl, fester Stuhl jedoch nicht.
  • Grad 3: Darmgase, flüssiger Stuhl und fester Stuhl sind nicht mehr kontrollierbar – Ihr Angehöriger hat die Kontrolle über den Darm vollständig verloren.

Inkontinenz im Alter: Ursachen für die Darmschwäche

Es gibt nicht die eine Ursache, die in jedem Fall zu einem Verlust der Darmkontrolle führt. Meist ist ein Zusammenspiel unterschiedlicher Faktoren entscheidend.

Primäre Stuhlinkontinenz

Liegt eine primäre Stuhlinkontinenz vor, sind die Nerven, die an der Darmentleerung mitwirken, geschädigt. Dies kann nach einem Schlaganfall, bei einem Bandscheibenvorfall, Gehirntumoren, einer Querschnittslähmung oder neurologischen Erkrankungen wie Morbus Parkinson vorkommen.

Bei einer sekundären Stuhlinkontinenz kommen andere Ursachen zum Tragen. Hier kann ein geschädigter After-Schließmuskel, ein geschwächter Beckenboden oder der anhaltende Einsatz von Abführmitteln ein Grund sein. Außerdem kann eine Verstopfung, die länger als drei Monate anhält, eine Stuhlinkontinenz begünstigen – auch deshalb sind eine angepasste Ernährung im Alter und eine regelmäßige Mobilisierung wichtig.

Warum sind Menschen im Alter häufiger betroffen?

Hierfür gibt es mehrere Gründe: Zunächst ist ihr Schließmuskel nicht mehr so kräftig wie in jungen Jahren. Außerdem büßt der Beckenboden an Kraft und Elastizität ein. Das ist problematisch, denn er unterstützt maßgeblich beim Halten des Stuhls. Ein weiterer wichtiger Grund ist, dass ältere Menschen häufiger Erkrankungen mitbringen, die mit einer Stuhlinkontinenz im Zusammenhang stehen, wie Parkinson oder einen Schlaganfall.

Das weist auf eine Stuhlinkontinenz bei Ihrem Angehörigen hin

Nicht selten tun Pflegebedürftige aus Scham alles, um zu vermeiden, dass jemand etwas von der Darmschwäche mitbekommt. Folgendes kann bei Ihrem Familienmitglied auf eine Stuhlinkontinenz hindeuten:

  • Ihr Angehöriger sucht häufig und eilig die Toilette auf.
  • Ihr Familienmitglied erscheint bei Ausflügen nervös, wenn keine Toilette in Reichweite ist.
  • Sie bemerken, dass Ihr Angehöriger ungewöhnlich oft die Kleidung wechselt.
  • Beim Waschen werden Sie auf Ausscheidungsreste in der Unterwäsche aufmerksam.
  • Ihrem Familienmitglied entweichen ungewollt Darmgase.

Bemerken Sie mögliche Symptome, suchen Sie am besten ein einfühlsames Gespräch. Bitte denken Sie daran, dass eine Stuhlinkontinenz für viele Menschen sehr unangenehm ist. Mit dem nötigen Fingerspitzengefühl können Sie Ihrem Angehörigen einen Arzttermin nahelegen. Weisen Sie bei dem Gespräch darauf hin, dass es Therapiemöglichkeiten gibt, das wirkt oft motivierend.

Stuhlinkontinenz im Alter: Therapie bei pflegebedürftigen Menschen

Bei einer Stuhlinkontinenz gibt es viele Therapieoptionen – diese richten sich nach der zugrunde liegenden Ursache und dem Beschwerdebild. Sie können Ihr Familienmitglied mit einigen Ansätzen aus dem Verhaltenstraining, der Ernährungstherapie und der Physiotherapie unterstützen.

Folgendes hat sich bei einer Stuhlinkontinenz bewährt:

  • Stuhlregulierung: Darunter werden verschiedene Maßnahmen zusammengefasst, die dem Stuhl eine optimale Konsistenz verleihen – dieser darf weder zu fest noch zu flüssig sein. Eine ausreichende Flüssigkeitsaufnahme, mindestens 1,5 l täglich, und eine ballaststoffreiche sowie ausgewogene Ernährung sind besonders empfehlenswert. Auf blähende Lebensmittel wie Kohl oder Bohnen und koffeinhaltige Getränke verzichten Sie bei Ihrem Familienmitglied bestenfalls.
  • Beckenbodentraining: Der Beckenboden ist ein Muskel, der den unteren Teil des Beckens abschließt und eine wichtige Rolle bei der Kontrolle von Blase und Darm spielt. Mit speziellen Kursen können Sie Ihrem Angehörigen das Beckenbodentraining näherbringen. Im optimalen Fall zeigt ein Physiotherapeut Ihrem Familienmitglied die Übungen, die im Anschluss zu Hause weitergeführt werden. Außerdem gibt es eine Vielzahl kostenloser Übungsangebote, die Sie im häuslichen Umfeld abrufen können.
  • Biofeedback und Elektrostimulation: Einige Menschen haben Probleme damit, ihren Beckenboden und die Schließmuskelspannung zu erspüren. Beim Biofeedback wird deshalb ein kleiner Ballon in den Analkanal eingeführt, den Ihr Familienmitglied aus eigener Kraft heraus zusammendrücken soll. Bei der Elektrostimulation kommen elektrische Impulse zum Einsatz, um den Schließmuskel zu stärken – schmerzhaft ist das nicht.

Gut zu wissen!

Mediziner:innen können Medikamente bei Stuhlinkontinenz verschreiben, um den Stuhl besser zu formen – erkundigen Sie sich bei Ihrem Arzt, ob Arzneimittel im Falle Ihres Angehörigen sinnvoll sind.

3 Pflegetipps bei Stuhlinkontinenz im Alter

Bewährte Therapieoptionen können die Beschwerden oft lindern, aber nicht immer verschwindet die Stuhlinkontinenz vollständig. Mit angepassten Pflegeroutinen schützen Sie die Haut Ihres Angehörigen und vermeiden Schamgefühle.

  1. Passen Sie die Pflegeumgebung an: Bettschutzeinlagen sorgen für ein hygienisches Umfeld und minimieren den Reinigungsaufwand. Liegt ein Pflegegrad vor, können Sie für die Anschaffung der Materialien das Budget für Pflegehilfsmittel zum Verbrauch nutzen – Pflegebedürftigen stehen 40 Euro monatlich zu. Zudem bietet sich vielleicht ein Toilettenrollstuhl oder ein Analtampon für die Nacht an.
  2. Wählen Sie Kleidung mit Bedacht: Wenn der Toilettenbesuch drängt, sollte sich Ihr Angehöriger nicht mit komplizierten Kleidungsstücken auseinandersetzen müssen. Wählen Sie beispielsweise Hosen mit Gummizug anstatt Knöpfen. Kaufen Sie zudem Unterwäsche, die bei mindestens 60 Grad waschbar ist. Achtung: Bei einer Stuhlinkontinenz ist der Hautschutz besonders wichtig – gut geeignet sind Produkte auf Basis einer Wasser-in-Öl-Emulsion.
  3. Planen Sie Ausflüge detailliert: Bevor Sie mit Ihrem Angehörigen den Ausflug ins Grüne oder in den Zoo antreten: Erkundigen Sie sich, wo es Toiletten gibt, dabei können Ihnen spezielle Smartphone-Apps helfen. Nehmen Sie außerdem Wechselbekleidung mit.

Extratipps gegen Gerüche: Bei einer Stuhlinkontinenz können Gerüche im Pflegealltag als belastend wahrgenommen werden. Weichen Sie verschmutzte Kleidung ein, entsorgen Sie den Müll umgehend und wechseln Sie das Inkontinenzmaterial regelmäßig, um Gerüchen vorzubeugen. Ausgiebiges Lüften und Eukalyptusöl können dabei helfen, eine gewisse Frische in den Raum zu bringen.

FAQ – Häufige Fragen zur Stuhlinkontinenz

Untersuchungen gehen davon aus, dass etwa 7 % der Bevölkerung eine Stuhlinkontinenz aufweist. Da das Thema oft tabuisiert wird, ist eine Dunkelziffer wahrscheinlich.

Pflegehilfsmittel zum Verbrauch wie Desinfektionsmittel, Bettschutzeinlagen und Einmalhandschuhe können bei einer Stuhlinkontinenz für die nötige Hygiene sorgen. Die Pflegekasse stellt Pflegebedürftigen monatlich 40 Euro für die Einwegartikel zur Verfügung.

Pflegende Angehörige können Betroffene unterstützen, indem sie Ausflüge unter Berücksichtigung der Toilettensituation planen, Inkontinenzmaterial regelmäßig wechseln und einfach zu händelnde Kleidung auswählen.

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